Alice im Wunderland

2009 Alice im Wunderland

Alice im Wunderland - Musical, Schmidt Theater Hamburg, Regie Christian Berg

Als Kostümbildnerin hatte ich mich dem zweiten Rokoko von Lewis Caroll angepasst und die Kostüme in verrückte Farbwelten eingetaucht, die die Zuschauer durch Alice's Traumwelt im Kaninchenbau führen.

Es war mein erstes Musical, das ich ausgestattet habe, und ich hatte schnell gelernt, große schnelle Verschlüsse in alle Kostüme einzubauen, damit die wenigen Darsteller schnell in die vielen verschiedenen Rollen schlüpfen konnten. Für die abenteuerlustige Alice hatte ich ein aufwändiges Korsett entworfen, das ihr eine mädchenhafte, aber dennoch erwachsene Figur verlieh. Dazu trug sie einen knielangen Rock mit Schürze, Unterrock und Rüschenunterhosen sowie Schnürstiefeletten mit geschwungenem Absatz.

Die Herzkönigin und der Herzkönig hatten ebenfalls Korsetts, die ihre Autorität und Macht unterstrichen. Der verrückte Hutmacher hatte eine streifig gemalte Leinenhose, einen bezogenen Zylinder, Ringelstrümpfe und einen Leinen-Frack mit Trachtenverschluss und eine große steingraue Fliege. Das Kaninchen trug eine überdimensionierte Kröse, während der März-Hase einen Tartan-Schwalbenschwanz mit Hasenohren-Revers trug. Die Maus hatte Horn-Herzknöpfe an ihren Hosenträgern und die Grinsekatze trug einen Frack aus Streifenleinen und hatte einen dicken Bauch.

Eine besondere Herausforderung war die rauchende Raupe auf dem Pilz, für die ich den ersten Schaumstoffkörper gebaut und viel Pattex verbraucht hatte. Bei den Karten-Soldaten hatte ich ausgiebig laienhafte Modisten-Erfahrung sammeln können und hatte mittels Wasserdampf und Trichter überm Kochtopf aus Filzstumpen herzförmige Helme gezogen. Die Darstellerin der Raupe nannte ihre Turmfrisur aus Filz liebevoll "Scheißhaufen" und war sehr zufrieden mit ihrer strassbesetzten Schmetterlingsbrille.

Insgesamt war die Kostümerstellung für "Alice im Wunderland" eine aufregende Herausforderung für mich als Kostümbildnerin. Ich musste mich dem Stil des zweiten Rokoko anpassen und gleichzeitig meiner Fantasie freien Lauf lassen, um die verrückten und einzigartigen Charaktere zum Leben zu erwecken. Es war eine unvergessliche Erfahrung, die ich nicht vergessen werde.

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